Protestantische Kirche

k01Das wohl eindrucksvollste Bauwerk in der Ortsmitte von Großkarlbach ist die protestantische Kirche. Der wuchtige, auf einem quadratischen Grundriss erbaute gotische Turm gehört wohl dem 13. Jahrhundert an und ist der älteste Teil der Kirche. In seinem Erdgeschoss finden wir heute den Chorraum, der im Laufe der Jahrhunderte auch als Altarraum, als Läutestube und als Brennmateriallager diente.

Die einst westlich an den Turm angeschlossene mittelalterliche Kapelle, die dem heiligen Jakob geweiht war, stimmte wohl in ihrer Breite mit dem Turm überein. Aus ihrer Zeit stammt die gotische Wandmalerei an der Westseite des Turmes, die in der Reformationszeit übermalt und erst nach dem 2. Weltkrieg wieder frei gelegt wurde.

Beim Abriss und Neubau des Kirchenschiffs 1609-1610 wurde ein spitzbogiger Durchgang zum Chorraum geschaffen, dem Teile des Wandgemäldes zum Opfer fielen. Damals wurde das Kirchenschiff nach Süden deutlich über die Flucht der Turmwand hinaus erweitert. Dadurch ist eine Asymmetrie entstanden, die dem Kirchenraum eine eigenartige Spannung verleiht. Die besondere Wirkung des Raumes auf den Besucher wird auch durch die seltene Vereinigung verschiedener Stilrichtungen in der Ausschmückung unterstützt. Dort findet sich an zentraler Stelle in die Ostwand eingelassen ein Flachrelief, Fragment eines gotischen Sakramentshäuschens, das das von einem Engel gehaltene Grabtuch Christi darstellt. Daneben befindet sich der barocke Taufstein, der aus der im frühen 18. Jahrhundert erbauten lutherischen Kirche nach deren Säkularisierung um 1925 übernommen wurde. Von großem Seltenheitswert sind auch die Ausmalungen der Ecken des Kirchenschiffs und die Ummalungen der Fenster im Renaissancestil, die nach Funden unter späteren Übermalungen bei der letzten Renovierung (1967-1972) freigelegt und wieder hergestellt wurden. Im Stil des späten Barock ist der Orgelprospekt (1847) gehalten, der zu der ersten, auf der damals neu eingebauten Empore stehenden Orgel gehörte und inzwischen mehrere Orgelwerke überdauert hat. Die Kanzel aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrunderts weist vergoldete Rokokoschnitzereien auf. Der Altar, der unter dem Chordurchgang angeordnet ist, ist in Form eines von einer hölzernen Schranke umgebenen Abendmahlstisches gestaltet. Eingelassen in die Wände des Chorraumes finden sich einige Grabplatten aus dem 17. und 18. Jahrhundert.

In seinem Artikel über „Bauliche Kultur im Dorf“ in „Pfälzische Dorfgeschichte“ (Erwin Martin, 1998) urteilt Dr. Georg Peter Karn: „Vor allem wegen ihres geschlossenen Raumbildes mit der bauzeitlichen Ausmalung und der barocken Ausstattung gehört die Pfarrkirche zu den eindrucksvollsten protestantischen Sakralbauten des Landkreises.“

Rudolf Walther

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